Donnerstag, 19. November 2020

Ich danke Dir.

 Und dann sitzt du neben mir, deine müden Hände liegen auf deinen Oberschenkeln. Dein Gesicht blickt ausdruckslos in die Leere. Immer und immer wieder verliert dein Körper an Spannung und du kippst nach hinten um, zurück in dein Bett. - Keine Angst, ich fange dich immer auf. - Dein Hals und deine Schlüsselbeine stehen markant hervor. Deine Lippen sind tiefblau und deine Haut faltig. Zerknittert. Ausgemergelt. - Ich blicke in deine hellblauen Augen und für einen Moment sehe ich ein Strahlen. Ein kurzer Moment. Ein kleiner Funke, ein Funke voller Dankbarkeit. Zufriedenheit. Und dann lächelst du. Mein Herz wird warm.

Es bricht mir das Herz dich liegen zu sehen. Dich schlafen zu sehen. Leise spreche ich Dich an. Du antwortest mir mit einem leisen quietschen und weiß, du hast mich verstanden. Ich streiche dir sanft über deinen Unterarm und hoffe und bete. Ich bete für Dich, das du keine Schmerzen hast, das alles so weiterläuft, wie du es dir wünscht. Ich bete, für Deine Familie. Für alle die dir nahe stehen. Das sie noch Zeit haben. Zeit mit Dir. Das du sie noch lange mit deiner wunderbaren Art bezaubern kannst. Mit deinem Lächeln, deinem freundlichen Wesen. Bete dafür, das sie sich verabschieden können, wenn es soweit ist. Ich bete für mich, das du mich mitnimmst auf deine letzte Reise. Das ich die Ehre habe, Dich auf deiner letzten Reise zu begleiten. Das ein Teil von Dir in meinem Gedanken, in meinem Handeln und in meinem Herz weiterleben darf. - Unsere Zeit ist begrenzt, ich weiß das. Ich wünsche mir nichts mehr, als das Du deinen Weg gehst. Puppe, ich hab dich lieb.

1 Kommentar:

schattenmädchen hat gesagt…

Schade, dass von den anderen nichts kam. Aber letztlich bist du vor allem für die BewohnerInnen da und hast ihnen in dieser, wahrscheinlich für sie sehr schwierigen, Zeit sehr geholfen und warst für sie da, als andere es nicht waren. Vielleicht ist das ein kleiner Trost.
Ganz viel Liebe zurück, du schaffst das schon. Du bist nicht allein ♡