Samstag, 14. November 2020

Wenn es einen mit voller Wucht trifft..

 ..der Lockdown stresst mich nicht mehr. Wenn in der eigenen Arbeit im Altenheim plötzlich Corona ausbricht, viele Bewohner eines Stockes und jede Pflegekraft / Pfleger betroffen ist. Und man als einzige übrig bleibt, bedeutet dies wohl in erster Linie nicht nur persönliches Pech, sondern die Last von einem Wohnbereich einzig und allein auf den eigenen beiden Schultern zu tragen. Jedenfalls so lange, bis Unterstützung kommt, bis sich Menschen finden die einem beistehen, die einen wieder aufbauen und ermutigen. Ermutigen weiterzumachen, ohne zu verzweifeln. Die auch deine eigene Not erkennen.

Die letzten beiden Wochen habe ich circa 120 Stunden in der Arbeit verbracht. Mal produktiv, mal weniger. Den Frühdienst gearbeitet, den Spätdienst angelernt. Aufgearbeitet, Hilfestellungen gegeben und angeleitet. Einfach durchgehalten. Immer weitergemacht. Die Stimmung ist noch nicht einmal schlecht. Anfangs, ohne System und ohne Plan war sie dies wohl. Doch der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Es läuft einfach alles nebenbei. Alles läuft, wie wenn man nie etwas anderers getan hätte. Aus Kollegen, mit denen man nie richtig viel zu tun hatte, wurden Freunde. Wurden Vertraute. Menschen die man bisher wertgeschätzt hat, schätzt man heute noch mehr. Man erarbeitet sich eine Routine, bis man den Ablauf wieder blind beherrscht.

Am Montag kommt die erste Kollegin wieder zurück auf Station, dann zähle ich nicht mehr. Sie arbeitet seit vielen Jahren auf Station, wir teilen uns eine Stelle zur Wohnbereichsleitung. - Nun dauert es eine Stunde Dienstzeit, dann steht sie an erster Stelle und ich bin wieder unwichtig, wie ich es vorher war. Wie ich es immer war.

Hab' gerade meine Kündigung geschrieben. Ich mag meine Bewohner, viele meiner Kollegen, doch so kann man einfach nicht weiter machen. Wieder niemand sein, wieder untergraben sein, wieder nur der Trottel der alles auffängt. Wann ich die abschicken werde, weiß ich nicht. Vielleicht fehlt mir einfach noch eine Idee, wie es weiter gehen könnte..

1 Kommentar:

schattenmädchen hat gesagt…

Hey, fühl dich erstmal ganz doll gedrückt. Wahnsinn, was du da geleistet hast. Die Bewohner, die Kollegen und die Chefs sind bestimmt dankbar, dass du das gemacht hast.
Mit der einen hört sich das natürlich gar nicht gut an. Gibts denn woanders Stellen, die für dich vllt in Frage kämen?